Wer Ribeiroia ondatrae kennenlernt, wird Zecken und Stechmücken ab sofort für gutmütige Hippies mit Gemeinschaftssinn halten.
Was dem Prinzip Evolution seit Anbeginn fehlt, sind Etikette-Regeln. Respektvoller Umgang miteinander kommt traditionell zu kurz, oft setzt sich der Stärkere ohne langes Lamentieren über den Willen des Schwächeren hinweg, nicht selten frisst er ihn einfach mal auf. Ja, die Sitten der Wildnis sind rau, aber nach einem Badass wie Ribeiroia ondatrae kann man in der Natur trotzdem lange suchen. Der Saugwurm schmarotzt sich im Laufe seines Lebens durch drei verschiedene Wirtstiere und nicht weniger als sechs Daseins-Zyklen – und sollte sich der NABU doch noch zur Auslobung des überfälligen Preises ¨Abzuschaffendes Tier 2013¨ durchringen: Ich hätte da einen Vorschlag.
Ribeiroias übles Lebenswerk beginnt im Innern des Wasservogels, in dem schon seine Eltern hausen und Eier gelegt haben. Nach der Geburt wird er als Larve mit dem Kot des Vogels ausgeschieden und plumpst mit etwas Glück in einen See. Bis hier hin ist dem Parasiten nichts vorzuwerfen, doch nun unternimmt er alles, um wieder in einen Vogel zu gelangen und dort selbst Kinder zu zeugen. Dafür befällt er zunächst eine Wasserschnecke. Die kastriert er. Ob das einen konkreten biologischen Nutzen hat oder bloß der Demütigung dient, hat die Wissenschaft noch nicht eruiert, jedenfalls kann sich die Schnecke nun nicht mehr fortpflanzen, der Parasit aber verwandelt sich in eine neue Larve und verlässt den Schneckenkörper, um sich eine Kaulquappe zu suchen. In die dringt er ebenfalls ein, und sobald die Quappe zum Frosch mutiert, treibt der Parasit neuen Schabernack: Dank ihm wachsen dem Frosch zusätzliche Beine – manchmal nur zwei, gelegentlich mehr als zehn. Die Missbildung löst der Wurm offenbar durch Zysten an den Beinansätzen des Frosches aus, und das Ziel ist extrafies: Die zusätzlichen Extremitäten behindern den Forsch und verlangsamen seine Fortbewegung. Damit wird er zur leichten Beute für Wasservögel, und Ribeiroia ondratae hat sein Ziel erreicht.
Foto: Brett A. Goodman, Pieter T. J. Johnson
Interresant und sehr hilfreich, da ich gerade erst einen Babyfrosch mit 3 Hinterbeinen gefunden habe. Der Parasit ist und bleibt aber in diesem einen Frosch, bis er von einem Vogel gefressen wird?
[…] kann, wie ich auf dem ziemlich interessanten Blog Tiere sind Freaks, nachlesen konnte. Im Beitrag Der Parasit, der Fröschen Beine wachsen lässt, wird in einem nicht zu langen Text in einem alles andere als trockenem Schreibstil erzählt, was […]